Salzbergwerk in Wieliczka

Rund 15 Kilometer südlich von Kraków (Krakau) liegt das Salzbergwerk von Wieliczka. Es wurde 1978 zusammen mit Krakaus Altstadt als eine der ersten Welterbestätten in Polen in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes eingetragen. Schon seit dem 13. Jahrhundert wurde in Wieliczka Salz gefördert.

Grundinformation
Woiwodschaft:
Małopolskie
Stadt:
Wieliczka
Beitrittsjahr:
1978 r.

„Das historische Salzbergwerk in Wieliczka ist weltweit das einzige Bergwerk, das seit dem Mittelalter bis heute ununterbrochen in Betrieb ist“, hieß es 1978 zur Begründung für die Eintragung als Weltkulturerbe. Erst im Jahre 1996 wurde die Salzförderung endgültig eingestellt. Das Salzbergwerk Wieliczka ist heute eine der größten Touristenattraktionen Polens und zählt jedes Jahr rund eine Million Besucher aus dem In- und Ausland. In dem unterirdischen Salzreich werden Konzerte und Partys veranstaltet und es gibt dort auch ein Sanatorium. Ein Teil der rund 300 Kilometer langen Gänge ist für Besucher auf mehreren unterschiedlichen Trassen zu besichtigen.

Die drei Kilometer lange Touristenroute wurde bereits von mehr als 30 Millionen Menschen besucht. Sie führt in 64 bis 135 Metern Tiefe zu 22 unterirdischen Kammern. Über 380 Treppenstufen erreicht man die erste Ebene in 64 Metern Tiefe. Von dort geht es auf verschlungenen Wegen durch das Salzreich, vorbei an alten Bergbaugeräten, kleinen Seen und allerlei Skulpturen, die von den Bergleuten aus dem Salz gehauen wurden. In einem unterirdischen Restaurant kann man sich am Ende der dreistündigen Tour stärken.

Auf der Route liegt die schönste unterirdische Kammer, die Kapelle der Heiligen Kinga (Kunigunde). Der 33 Meter lange, 15 Meter breite und elf Meter hohe Saal besteht komplett aus Salz – vom Fußboden über die kunstvoll gestalteten Altäre bis zu den prächtigen Kronleuchtern. Aus Salz geformte Reliefs stellen Szenen aus dem Alten und Neuen Testament dar, darunter befindet sich eine Nachahmung des „Letzten Abendmahls“ von Leonardo da Vinci. Eine ebenfalls aus Salz geformte Figur am Hauptaltar stellt die Heilige Kinga dar. Die jüngste Skulptur wurde erst kürzlich aus dem Salz gefertigt und zeigt den verstorbenen Papst Johannes Paul II. Bis heute werden in der Kapelle Heilige Messen, Trauungen und Konzerte veranstaltet. Auch Stargeiger Nigel Kennedy trat dort schon auf. Nach einer Legende soll Kinga, die ungarische Königstochter und spätere Ehefrau von Herzog Bolesław V. (Boleslaus der Schamhafte), vor ihrer Reise nach Polen ihren Ring in eine Salzgrube in Ungarn geworfen haben. Nach ihrer Ankunft in Polen im Jahre 1251 entdeckte man in Wieliczka große Salzlagerstätten und fand dort auch Kingas Ring wieder.

Abenteuerlich ist die 2012 eröffnete Bergmannsroute. Bevor die Teilnehmer über den Regis-Schacht im Zentrum von Wieliczka ins Bergwerk einfahren, erhalten sie die Kleidung und Ausrüstung eines Bergmanns und bekommen ihre Aufgabe, zum Beispiel als Markscheider, Geologe, Schlepper oder Wettersteiger, zugeteilt. Der Fremdenführer hat die Funktion des Oberhauers. Er macht die Teilnehmer mit den Sicherheitsregeln vertraut, erzählt unterwegs aber auch von der Arbeit unter Tage, von den Traditionen in Wieliczka und den Sagen rund um das Bergwerk. Beim Licht der Grubenlampen bewegt sich die Gruppe durch die teilweise engen Schächte und muss über Leitern klettern. Auf der dreistündigen Tour erwarten die Teilnehmer neben zahlreichen Informationen über die Tätigkeiten im Salzbergbau auch ganz besondere Erlebnisse. Man riecht einen gerade ausgebrochenen Schwelbrand, misst den Methangehalt der Luft oder spürt auf einer Vibrationsplattform, wie plötzlich die Erde zittert. Jeder Teilnehmer kann sich zudem selbst aus Steinsalz eine Figur hauen, und als Erinnerung mit nach Hause nehmen.

Auch eine unterirdische Pilgerroute mit Namen „Szczęść Boże” (Gott segne Dich) führt durch das Bergwerk. Der von einem Priester geleitete Rundgang beginnt in der ältesten vollständig erhaltenen Kapelle unter der Erde. Sie ist dem Heiligen Anton gewidmet und bereits im 17. Jahrhundert entstanden. Die Heiligkreuz-Kappelle stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde zum Dank für die Rettung der Mine nach einem katastrophalen Wassereinbruch gestiftet. Wichtigste Station ist die Kapelle der Heiligen Kinga. In der Russeger-Kammer informiert eine Ausstellung des Krakauer Salz-Museums unter dem Titel „Das Heilige im Salzerbe“ über die religiösen Traditionen der Bergleute. Den Abschluss bildet ein Besuch der wunderschön bemalten Kapelle des Heiligen Johannes, wo die Möglichkeit besteht, 135 Meter unter der Erde an einer Heiligen Messe teilzunehmen.

In der 680 Quadratmeter großen Kammer Warszawa finden unterirdische Konzerte, Empfänge oder Bälle statt. Auch einige kleinere Kammern stehen für Events zur Verfügung. Schon lange nutzt man das besondere Mikroklima und die reine Luft unter Tage zur Heilung von verschiedenen Atemwegserkrankungen. In 135 Meter Tiefe entstand ein modernes Sanatorium mit Behandlungs- und Sporträumen sowie Übernachtungsplätzen. Dort werden Tagesaufenthalte sowie mehrtägige Heilprogramme angeboten.