Orthodoxe Holzkirchen der Karpatenregion in Polen und der Ukraine

Die orthodoxen Holzkirchen in den polnischen und ukrainischen Karpaten wurden 2013 gemeinsam in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Auf der polnischen Seite sind das die Kirchen in Chotyniec, Radruż, Smolnik, Turzańsk, Brunary Wyżne, Kwiatoń, Owczary und Powroźnik.

Chotyniec – Orthodoxe Kirche Mariä Geburt (Woiw. Karpatenvorland, Gemeinde Radymno)

Das heute griechisch-katholische Gotteshaus wurde um 1600 in Blockbauweise errichtet. Es besitzt einen einfachen Vorbau mit Satteldach und steht für den neuen Halitscher Stil. Die Wände von Kirchenschiff, Allerheiligstem und Oberkapelle zieren figurale und ornamentale Wandmalereien aus der ersten Hälfte des 18. Jhs. Am Ostgebälk des Kirchenschiffes befindet sich eine fünfgeschossige Ikonostase, die wahrscheinlich 1671 errichtet und 1756 verändert wurde. Erhalten blieb auch der Seitenaltar von etwa 1700. Die Kirche ist eines der ältesten griechisch-katholischen Gotteshäuser auf polnischem Boden und eines der wenigen Beispiele für eine orthodoxe Kirche, deren Kapelle von einer Galerie umgeben ist. Neben der Kirche befinden sich die Überreste des einstigen Friedhofes sowie ein hölzerner Glockenturm.

Radruż – Orthodoxe Kirche des Hl. Paraskevi (Woiw. Karpatenvorland, Gemeinde Horyniec-Zdrój)

Die Kirche ist heute eine Filiale des Museums der Kresy (polnische Ostrandgebiete) in Lubaczów. Sie wurde 1583 in Blockbauweise errichtet, besitzt ein umlaufendes Vordach und zählt zum älteren Halitscher Stil. Die polychromen Wandmalereien im Kirchenschiff und Allerheiligsten entstanden in der zweiten Hälfte des 17. Jhs. Die frei stehende Ikonostase stammt von 1699. Die auf einer weitläufigen, ovalen Anhöhe gelegene Kirchanlage besteht aus der eigentlichen Kirche und dem anliegenden Friedhof, dessen älteste Gräber von 1682 stammen, sowie einem monumentalen hölzernen Glockenturm in Fachwerkbauweise, einer Steinmauer mit zwei Toren und dem aus Stein erbauten Beinhaus. Es handelt sich um die älteste und am besten erhaltene orthodoxe Holzkirche Polens. Sie entstand in der frühesten Phase des Aufkommens von dreigeteilten Längsbauten mit Walmdach. Die ursprüngliche landschaftliche Gestaltung der Kirche blieb bis heute erhalten.

Smolnik – Orthodoxe Kirche des Hl. Erzengels Michael (Woiw. Karpatenvorland, Gemeinde Lutowiska)

Die Kirche wurde 1791 erbaut und dient heute als katholisches Gotteshaus. Das Bauwerk vom Bojków-Typ wurde als dreiteilige Blockkonstruktion errichtet und befindet sich auf dem Gebiet des nach 1951 verlassenen und abgerissenen Dorfes. 1969 erhielt es im Zuge von Restaurierungsarbeiten seine ursprüngliche Gestalt wieder. Rundherum verläuft ein freitragendes Vordach. Kirchenschiff und Allerheiligstes werden von einer pyramidenförmigen Kragkuppel überwölbt. Im oberen Bereich der Ikonostase blieben Reste einer Wandmalerei vom Ende des 18. Jhs. erhalten, die von Engeln gehaltene Draperien und Medaillons zeigt. Teile der ursprünglichen Einrichtung befinden sich heute in Museen in L’viv, Łańcut und Sanok. Die heutige Innenausstattung mit dem Zarentor und verschiedenen Bildern stammt aus anderen Gotteshäusern. Die Erzengel-Michael-Kirche ist das best erhaltene Beispiel für eine orthodoxe Kirche vom Bojków-Typ in ganz Polen.

Turzańsk – Orthodoxe Kirche des Hl. Erzengels Michael (Woiw. Karpatenvorland, Gemeinde Komańcza)

Die heutige orthodoxe Filialkirche wurde 1801-1803 als griechisch-katholisches Gotteshaus über einem kreuzförmigen Grundriss mit fünf Kuppeln errichtet. Die dreigeteilte Ikonostase und die Seitenaltäre stammen vom Beginn des 19. Jhs. und die Ikonen von 1895. Vor der Kirche befindet sich der dreigeschossige Glockenturm von 1817 mit Zwiebelkuppel. Das Kirchensemble ist eines der wenigen erhaltenen Beispiele für die Sakralarchitektur der östlichen Lemkengebiete. Die Wandmalereien zeigen Motive aus der Zeit der Christianisierung der mittelalterlichen Rus. Die Evangeliumsszenen verwenden lokale Motive. So sind die Leiden Christi etwa vor der Landschaft von Turzańsk abgebildet oder findet ein Besuch von Jesus auf einem lemkischen Gehöft statt. Die Anlage mit Kirche, Friedhof, Glockenturm und steinerner Wehrmauer passt sich harmonisch in die Berglandschaft ein. Von der Authentizität des Ortes zeugt auch die Tatsache, dass die im Rahmen der sogenannten Aktion Weichsel deportierte lemkische Bevölkerung nach 1957 hier in ihre angestammte Heimat zurückkehrte.

Brunary Wyżne – Orthodoxe Kirche des Heiligen Erzengels Michael (Woiw. Kleinpolen, Gemeinde Uście Gorlickie)

Die dreigliedrige Pfarrkirche wurde 1797 in Blockbauweise errichtet und dient heute als römisch-katholische Maria-Himmelfahrtskirche. Sie ist ein bedeutendes Beispiel für den westlemkischen Kirchenbaustil. Die Dächer werden von Zwiebelkuppeln mit Scheinlaternen bekrönt. Den Innenraum zieren eklektische Wandmalereien von 1898, die Motive aus Architektur und Pflanzenwelt zeigen. Erhalten blieben Fragmente einer älteren barocken Wandmalerei vom Ende des 18. Jhs. sowie die zur selben Zeit errichtete Ikonostase, die bei Renovierungsarbeiten 1831 übermalt wurde. Im Kirchenschiff befinden sich drei Seitenaltäre aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. – ein barocker mit der Ikone einer Pietá, ein ebenfalls barocker mit einer Ikone der Transfiguration Christi sowie einer im Stile des Rokokos mit einer Ikone der Muttergottes mit dem Kinde. Zudem blieben eine Kanzel mit Bildern der Evangelisten aus dem 18. Jh. sowie Ikonen aus dem 18. und 19. Jh. erhalten.

Kwiatoń – Orthodoxe Kirche des Hl. Paraskevi (Woiw. Kleinpolen, Gemeinde Uście Gorlickie)

Die heutige römisch-katholische Filialkirche entstand im 17. Jh. als dreiteiliger Blockbau, der mit hölzernen Dachschindeln gedeckt wurde. Mit ihrer außergewöhnlich schlanken und aufstrebenden Fassade ist sie eines der besterhaltenen Beispiele für ein klassisches Gotteshaus der westlichen Lemken. Die Wand- und Deckenmalereien aus dem 18. und 19. Jh. zeigen architektonische Motive. Die Ikonostase wurde 1904 von Michał Bogdański gestaltet. Erhalten blieben zwei Seitenaltäre mit den Ikonen der Muttergottes mit dem Kinde und dem Kreuzigungsbild sowie im Presbyterium ein Altar aus dem 19. Jh. Die Kirche ist Beispiel einer genialen architektonischen Komposition und zeugt vom höchsten handwerklichen Niveau und der Geschicklichkeit der ausführenden Tischler und Zimmerleute.

Owczary – Orthodoxe Kirche Maria Schutz (Woiw. Kleinpolen, Gemeinde Sękowa)

Die heutige römisch-katholische Filialkirche wurde 1653 als dreigliedriger Blockbau errichtet. Im 18. und 19. Jh. erfolgten Umbauten. Die Wände und Dächer sind mit Holzschindeln gedeckt, die Turmhelme mit Blech. Das Westportal ziert ein Sturz mit ausgeschnittenem Eselsrücken, in den das Baudatum eingeritzt ist. Kirchenschiff und Allerheiligstes werden von Zeltkuppeln überwölbt. Die gesamte Inneneinrichtung stammt aus der Zeit vom 17. bis 19. Jh., so etwa die barocke Ikonostase und die ebenfalls barocken Seitenaltäre mit Ikonen der Hl. Jungfrau Maria und des Hl. Nikolaus. Die Wände schmücken polychrome Wandmalereien aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jhs. Umgeben von einer Steinmauer ist der Kirchhof mit dem Gotteshaus und dem backsteinernen Glockenturm ein gelungenes Beispiel für eine authentische orthodoxe Kirchanlage. Die Konservierungsarbeiten an der Kirche wurden mit dem international renommierten Preis „Europa Nostra” ausgezeichnet. Die hervorragend erhaltene Kirche steht beispielhaft für den westlemkischen Kirchenbau.

Powroźnik – Orthodoxe Kirche des Hl. Apostels Jakobs des Jüngeren (Woiw. Kleinpolen, Gemeinde Muszyna)

Die Kirche stammt vom Anfang des 17. Jhs. und wurde zu Beginn des 19. Jhs. umgebaut. Der dreigliedrige, komplett mit Holzschindeln verkleidete Blockbau dient heute als römischkatholische Pfarrkirche. In der Sakristei blieb eine einzigartige polychrome Wandmalerei von 1637 erhalten, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellt. Den Innenraum schmücken wertvolle Kunstwerke. So etwa die barocke Ikonostase aus dem 17. Jh., der Hauptaltar aus dem 17. Jh. mit einer Ikone der Muttergottes mit dem Kinde, ein barocker Seitenaltar, eine Rokoko-Kanzel von 1700 sowie Ikonen aus der Zeit vom 17. bis 19. Jh. Es handelt sich um die älteste erhaltene Kirche im westlemkischen Stil. Außergewöhnlich ist zudem die Tatsache, dass sie 1813 zum Schutz vor einer herannahenden Flut als Ganzes abgebaut und an einer höher gelegenen Stelle komplett im Originalzustand wieder aufgebaut wurde.