Tourismus in Polen auf Niveau vor Corona

Die Zahl der deutschen Gäste ist 2022 auf fast drei Millionen gestiegen

„Polen verzeichnete 2022 einen deutlichen Besucherzuwachs und knüpft mit fast drei Millionen deutschen Gästen wieder an die Zeit vor Corona an“, sagt Konrad Guldon. Die aktuellen Zahlen aus der ReiseAnalyse der Forschungsgruppe Urlaub und Reisen (FUR) stimmen den Leiter des Polnischen Fremdenverkehrsamtes in Deutschland sichtlich zufrieden. Danach belegt Polen gleichauf mit den Niederlanden und knapp hinter Frankreich Platz acht in der Beliebtheitsskala der ausländischen Reiseziele.

Nach den Zahlen der FUR zählte Polen 2022 rund 2,8 Millionen Urlaubsgäste aus Deutschland, das sind fast 47 Prozent mehr als im Jahr 2021 und ähnlich viele wie 2019, dem letzten Jahr vor Ausbruch der Corona-Krise. Insgesamt wählten 2022 rund 1,9 Millionen Deutsche Polen als Ziel für eine Urlaubsreise von mindestens fünf Tagen Dauer. Das ist ein Zuwachs von fast 27 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Die Zahl der Kurzreisen von zwei bis vier Tagen Dauer hat sich 2022 von 400.000 auf 890.000 sogar mehr als verdoppelt. In diesem Segment belegt Polen ebenfalls gleichauf mit den Niederlanden und knapp hinter Frankreich den achten Rang. Insgesamt gaben die deutschen Gäste rund 1,7 Milliarden Euro in Polen aus, ein Plus von 100 Millionen gegenüber 2019.

Konrad Guldon erinnert sich noch an den schwierigen Start für sein Land im Reisejahr 2022: „Wir waren optimistisch, weil Corona langsam seinen Schrecken verlor, doch dann begann Russlands Krieg gegen die Ukraine. Viele Reisende machten sich Sorgen und sahen zunächst von Reisen nach Polen ab.“ Doch die Stimmung habe sich im Laufe des Jahres wieder gedreht: „Viele deutsche Gäste nahmen wahr, dass sie sich an der polnischen Ostseeküste, in Masuren oder den Sudeten genauso sicher fühlen können wie in deutschen Reisegebieten.“

Obwohl auch in Polen viele Preise in Folge des Krieges gestiegen sind, sieht der Tourismuschef sein Land im Wettbewerb gut aufgestellt: „Noch immer bieten wir im Vergleich zu vielen anderen Reisezielen ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Zudem verfüge sein Land über ein attraktives Übernachtungsangebot: „Rund die Hälfte aller Hotels wurden erst in den vergangenen 15 Jahren eröffnet“, so Guldon. Auch das Straßen- und Schienennetz sei Schritt für Schritt modernisiert worden: „Erst kürzlich wurde die neue Autobahn A2 als leistungsfähige Nord-Süd-Verbindung fertiggestellt.“

Eine Chance sieht Konrad Guldon auch durch das steigende Interesse der Gäste an einem nachhaltigen und naturnahen Urlaub. „Polen bietet Erholungssuchenden zahlreiche große Naturschutzgebiete, die von Deutschland aus bequem zu erreichen sind“, betont er. Ein wachsendes Interesse sieht er für Aktivurlaub in Polen. „Wohl kaum ein Land in Europa hat in den vergangenen Jahren so viele neue Radrouten entwickelt wie Polen“, betont er. Als Beispiel nennt er den neuen Radweg Velo Baltica, der die gesamte polnische Ostseeküste entlangführt, oder die Masurische Schleife, die in Kürze fertiggestellt wird und auf 300 Kilometern Länge das Gebiet der Masurischen Seenplatte erschließt.

Einen weiteren Aufschwung für den Tourismus erhofft sich Konrad Guldon durch die „European Games“, die in diesem Sommer erstmals in Polen ausgetragen werden. Rund 7.000 Athletinnen und Athleten aus fast 50 Ländern werden zu dem größten sportlichen Ereignis des Jahres in Kraków (Krakau) und Umgebung erwartet, und dazu Zehntausende Zuschauer aus dem In- und Ausland.

Der Chef des Polnischen Fremdenverkehrsamt setzt darauf, dass nach dem Ende der Corona-Beschränkungen auch der Bustourismus wieder in Fahrt kommt. Vor Corona war Polen das beliebteste Auslandsziel der Deutschen für Busreisen von fünf und mehr Tagen. Rund eine halbe Million Deutsche waren jährlich auf längeren Bustouren in Polen unterwegs. Zu Corona-Zeiten waren diese Zahlen eingebrochen. Konrad Guldon ist aber überzeugt davon, „dass der Reisebus als sicheres, preiswertes und umweltfreundliches Verkehrsmittel eine Zukunft hat“. Deshalb möchte Polen sein Engagement beim Branchentreff, der RDA Group Travel Expo im kommenden Monat in Köln, verstärken.