Das erste einem der hervorragendsten polnischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts gewidmete Museum in Europa.
„Montag
Ich
Dienstag
Ich
Mittwoch
Ich
Donnerstag
Ich”
Witold Gombrowicz, Tagebuch 1953-1956
Witold Gombrowicz – ein wahrer Meister der Selbsterschaffung, der mit unvergleichlicher Kunstfertigkeit über sich selbst schrieb und sich zum wichtigsten Helden aller Werke machte, wartete bis vierzig Jahre nach seinem Tod auf sein erstes Museum in Europa und wahrscheinlich in der ganzen Welt. Er würde sich jedoch nicht wünschen, dass es ein gewöhnliches Museum sei. In seinem Tagebuch schrieb er: „Museums sind etwas überaus Totes und verursachen einem Kopfschmerzen”. Das Witold-Gombrowicz-Museum ist somit ein lebendiger Ort mit einem dynamischen Charakter und einem großen Angebot, dass sich nicht nur auf Ausstellungen beschränkt, sondern außerdem künstlerische und kulturelle Events organisiert, wie Konzerte, Monodramen, literarische Begegnungen und Diskussionen.
Das im Oktober 2009 eröffnete Witold-Gombrowicz-Museum befindet sich in einem historischen Palais in Wsola, wo in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Jerzy Gombrowicz, der Bruder von Witold, gemeinsam mit seiner Frau und Tochter wohnte. Der Schriftsteller war häufig Gast in Wsola, zum letzten Mal im Jahre 1939, kurz vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs. Damals riet ihm sein Bruder Jerzy, ein Angebot für die Jungfernfahrt mit dem Transatlantikschiff „Chrobry“ nach Argentinien anzunehmen. Im Palais in Wsola entstanden die „Memoiren aus der Epoche des Reifens“ („Pamiętnik z okresu dojrzewania”) – sein Schriftstellerdebüt, sowie Fragmente des berühmten „Ferdydurke”. Das hübsche und komfortable Palais, erbaut im Jahre 1914, war ständig voller Leben, aber Witold Gombrowicz konnte leicht vom Lärm Abstand nehmen, um zu schreiben. In seiner Freizeit schwamm er in der Radomka oder spielte Tennis.
Die Ausstellung dokumentiert den Lebenslauf des Schriftsteller und ist eingeteilt in einen polnischen, einen argentinischen und einen europäischen Teil. Ergänzt wird sie durch Andenken, Familienfotos, Briefe und Manuskripte. Eines der interessantesten Exponate ist der bereits stark ramponierte Koffer, den Gombrowicz mitnahm, als er Polen im August 1939 verließ. Er begleitete ihn in all den Jahren im Ausland.
„Gombrowicz – wie ihn uns das Museum vorstellt, führt uns ein in seine „üblichen” Angelegenheiten, in seine Philosophie, seine Gedanken zum Thema der Literatur und sein eigenes Schaffen, vor allem jedoch in die Geheimnisse seines eigenen ICH.”
ICH, Witold Gombrowicz.
Jolanta Pol
Abteilung des Adam-Mickiewicz-Museums der Literatur in Warschau
Lage: 100 km südlich von Warschau.
Anfahrt mit dem Bus.