Unterirdische Wege
Die unterirdischen Touristenpfade: ein wohlversteckter Schatz
Das Interessanteste ist meistens gut und tief versteckt. In Polen kann man unter der Erde wahre Schätze finden: märchenhafte Höhlen, geheimnisvolle Stollen, übereinanderliegende Kellerräume aus dem Mittelalter und sogar ganze durch das Militär gebaute unterirdische Städte
Neun Höhlen, zehn Militärobjekte, siebzehn Bergwerke und Stollen, unzählige Lagerräume, Kerker, Gänge – die Liste der unterirdischen Wunder Polens ist lang. Es gibt darauf Hits vom europäischen Rang, wie das Neolithikum-Bergwerk in Krzemionki Opatowskie oder das unter UNESCO-Schutz stehende Salzbergwerk in Wieliczka.
Die unterirdischen Räume beflügeln die Phantasie, ziehen Schatzsucher an und hüllen sich in Sagen und Geheimnisse. Sie leben auch ohne Lichtzugang. Im Fluß in dem Sztolnia Czarnego Pstrąga/Schwarze-Forelle-Stollen leben Fische, und die Höhlen des Ojcowski Park Narodowy/Nationalpark von Ojców und des Międzyrzecki Rejon Umocniony/ Festungsfront Oder-Warthe-Bogen sind bevorzugte Winteraufenthaltsorte der Fledermäuse.
Die unterirdischen Räume sind nicht nur Touristenattraktion. In den Stollen in Kowary/Schmiedeberg wurde ein Radon-Inhalatorium eingerichtet, im Salzbergwerk in Bochnia ein Restaurant, ein Basketballspielfeld und eine Kapelle, in der man heiraten kann. Der Staszic-Saal in Wieliczka wird durch Ballonliebhaber genutzt, die Keller um den Marktplatz in Kraków/Krakau dienen als Restaurants, und die schönen, von Lindley entworfenen Kellerräume der Abteilung Langsamer Filter in der Warschauer Filterstation versorgen die Stadt seit 120 Jahren mit reinem Wasser.
An jede der unterirdischen Adressen ist eine mehr oder weniger dämonische Kraft gebunden – ein Zwerg, ein Drache, ein Lindwurm, einer oder mehrere Geister. In den Kellern unter dem Marktplatz von Sandomierz/Sendomir wohnt der Geist der schönen und mutigen Halina Krępianka, das Labyrinth der Kreidehöhlen unter Chełm ist das Königreich des gutmütigen Geistes Bieluch, und die Grota Łokietka/König Ladislaus-Ellenlang-Höhle bei Ojców wird von einer patriotisch gesinnten Spinne bewacht, die laut Legende schon einmal zur Erhaltung des Piastengeschlechts beigetragen hat.
Das unterirdische Polen kann man rund ums Jahr besichtigen – unabhängig vom Wetter. Nur ein Paar Orte werden im Winter geschlossen, um die schlafenden Fledermäuse nicht zu stören