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WEIHNACHTEN  IN  ERMLAND  UND  MASUREN

Die Geburt des Gottessohns war für die Einwohner von Ermland und Masuren immer ein außergewöhnliches Erlebnis.
Die Weihnachtszeit dauerte traditionell vom Heiligabend bis zum Dreikönigsfest, also bis zum 6. Januar. Diese Zeit war mit vielen, magischen Praktiken, die mit christlichen Traditionen verflochten waren, erfüllt.  

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Der Heiligabend hatte sowohl bei den Ermländern als auch bei den Masuren sehr wenig kirchliche Elemente inne. Sogar im katholischen Ermland wurde an diesem Tag die Fastenzeit nicht eingehalten. Erst später, unter dem Einfluss der Bevölkerung aus anderen Teilen  Polens und der Priester, wurde sie eingeführt. Die Gerichte beim Abendessen am Heiligabend unterschieden sich sehr oft nicht von den Speisen, die das ganze Jahr über üblich waren. Bei einem "reichhaltigeren" Abendessen wurden Gans und Fleisch serviert. Das Abendessen wurde gegen 17 Uhr aufgetragen: Gänsebraten, Gänsewurst, Fleisch, Kuchen und Süßigkeiten, Vollkornbrot.


Bei der deutschen Bevölkerung gab es bis 1945 in Ermland und Masuren nicht den Brauch Weihnachtswünsche auszutauschen, indem man eine Oblate bricht. Einen Tannenbaum aufzustellen begann man erst um 1910. Unter dem Tannenbaum wurden Teller mit Äpfeln, Pfefferkuchen, Nüssen und Süßigkeiten gestellt. Dort wurden auch kleine Geschenke darunter gelegt. In manchen Dörfern wurde in der Ecke der Stube eine Garbe aufgestellt. Der Nikolaus brachte den Kindern Geschenke, was bis heute besteht. Der Nikolaus hieß anders als heute: Nikolus, Pikolus. In den ermländischen Dörfern gab es auch den Brauch, dass Diener mit einem Schimmel in Gesellschaft eines reichen Gefolges Häuser besuchten. Der älteste Diener erfüllte dabei die Funktion eines Weihnachtsmannes und schenkte den Kindern Geschenke.

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Am Weihnachtsabend, dem Heiligen Abend, standen in den Kirchen von Ermland Weihnachtskrippen. Anfangs war es so, dass die Gläubigen die Rollen der Krippenfiguren übernahmen, auch der Gottessohn, das Jesuskind, lag in einer stilisierten Wiege, auch die Heiligen Drei Könige besuchten den Gottessohn. Dies alles ähnelte dem heutigen Krippenspiel. Im Laufe der Zeit wurden die lebenden Figuren durch Figuren aus Holz und auch aus Gips ersetzt. Es wurde gesagt, dass diese eigenartigen Aufführungen aus den Kirchen verschwunden sind und dann zu Hause und in den Schulen stattfanden. Wahrscheinlich ist das die Herkunft der masurischen Morgenhore, die am ersten Weihnachtstag um vier Uhr in den Dörfern der evangelischen Masuren zelebriert wurden.

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Nach dem Zweiten Weltkrieg hat das Schicksal Menschen aus den verschiedensten Teilen Polens und dem gegenwärtigen Litauen und Weißrussland in diese Region verschlagen. Im Rahmen der Aktion „Weichselland” wurden in die Region Ukrainer und Lemker zwangsweise umgesiedelt. Diese Bevölkerung hat ihre eigenen Weihnachtsbräuche mitgebracht, die diese der Ostpreußischen Bevölkerung aus der Zeit bis Januar/Februar 1945 verdrängten. In dieser Zeitspanne ist die Masse der Bevölkerung aus Ostpreußen nach Westen geflohen.

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