Im Gegensatz zu Heute feierte die deutsche Bevölkerung von Ermland und Masuren vor 1945 Ostern an drei Tagen. Am Sonntag vor Ostern, dem Palmsonntag, wurden in den Kirchen Palmbüschel (gebundene Weidenkätzchensträuße) geweiht (jedoch nur in Ermland, in Masuren gab es diesen Brauch nicht.) Diese geweihten Palmbüschel steckte man in den Häusern hinter Heiligenbilder. Christlicher Glaube mischte sich mit heidnischen Bräuchen, deshalb wurde am Karfreitag das älteste Kruzifix aus dem Dorf verbrannt. Man glaubte, dass seine Asche vielen Krankheiten das ganze Jahr über vorbeugte. An diesem Tage liefen Jungen mit hölzernen Ratschen durch das Dorf und verkündeten einen Trauertag. Einwohner des Dorfes geißelten sich die Waden mit Schlehdorn Zweigen, um damit an die Geißelung von Christus zu erinnern. Ein anderer Brauch am Karfreitag (oder aus anderen Quellen ersichtlich auch am Karsamstag) war das Weihen von Wasser und Feuer (Osterkerze) in der Kirche. Auch am Karsamstag liefen Jungen mit den Ratschen rasselnd durchs Dorf. Sie klopften an die Türen der Bauernhäuser und besangen das Leiden Christi. Dafür wurden sie mit Kuchen, Kolatschen (ein Hefegebäck mit Zwetschgen) und Eiern beschenkt. Auch holten die Bewohner geweihtes Wasser aus der Kirche. Damit wurden in den Häusern die Stuben und Kammern sowie das Haus von außen und die Wirtschaftsgebäude von innen und außen besprengt.
Bei Tagesanbruch am Ostersonntag gingen Mädchen der aufgehenden Sonne entgegen zu einem fließenden Gewässer. Dort schöpften sie Wasser, das sie mit ins Dorf nahmen. Während der gesamten Zeit wurde geschwiegen. Sich mit dem Wasser zu waschen sollte Krankheiten vorbeugen und dass die Gesundheit das ganze Jahr über anhält. Die Mädchen glaubten auch, dass, wenn sie sich mit diesem Wasser waschen, sie nicht nur die Gesundheit, sondern auch ihre Schönheit behalten. Bei Sonnenaufgang wurde in den Kirchen eine Auferstehungsmesse gehalten.
Osterfrühstück, Foto: Muzeum Budownictwa Ludowego - Parku Etnograficznego w Olsztynku
Das Osterfrühstück war nicht sehr reichhaltig; es gab Quark, Butter, Brot und einige Sorten Kuchen. Mittags gab es dicken Reis mit Butter, hartgekochte Eier und in Zuckerwasser gekochte getrocknete Pflaumen. Erst das Abendessen war reichhaltig. Es wurde Wurst, Schinken, Speck und gebratenes Geflügel aufgetragen.
Osterfrühstück, Foto: Muzeum Budownictwa Ludowego - Parku Etnograficznego w Olsztynku
Man vermied auch an diesem Tag Treffen mit den Nachbarn. Es sollte eine Zeit für die Familie sein, wo man Spaß und Freude hat. An verschiedenen Orten wurden Geschenke vom Osterhasen versteckt, die Kinder mussten sie suchen. Die Jugend wetteiferte, wer die meisten Eier isst. Das endete manchmal mit viel Bauchweh, es wurde trotzdem viel gelacht.
Am Ostermontag bei Tagesanbruch begann man sich mit Weiden-, Birken- oder Wacholderzweigen zu peitschen. Diese wurden einige Wochen vorher ins Wasser gesteckt, damit sie zu Ostern grünen.
Andere Bräuche:
- Färben von Ostereiern mit natürlichen Farbstoffen ( z. B. Eier in Zwiebelschalen kochen, was heutzutage in manchen Haushalten noch praktiziert wird). Bemalte Ostereier wurden an Bäume gehängt, was für gutes Wachstum sorgen sollte. Sie konnten auch an der Schwelle des Hauses eingegraben werden, um es vor bösen Geistern zu schützen.
- Man durfte nicht barfuß laufen, andernfalls bekäme man Geschwüre.
- Die Bäuerin setzte sich mit dem bloßen Hintern auf eine Männer-Mütze und verabreichte Hühnern Erbsen, damit sie gut legen.
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Auf der Grundlage „Die Ermländer und die Masuren“ unter der Redaktion Bogumił Kużniewski und der Bearbeitung von M. Zientara-Malewska.