Polen ist verglichen mit Deutschland ein sehr junges Land; der Altersdurchschnitt liegt mehr als sechs Jahre niedriger. In den großen Städten fällt der hohe Anteil junger Menschen auf. Entsprechend groß ist dort das Unterhaltungs- und Freizeitangebot. Das zieht auch junge Leute aus dem Ausland magisch an.
Junge Städte
In Städten wie Wrocław (Breslau), Poznań (Posen), Kraków (Krakau) oder Lublin stellen Studenten rund ein Viertel der Bevölkerung. Sie prägen abends das Bild in den Ausgehvierteln. Zu ihnen gesellen sich Gleichaltrige aus anderen Ländern Europas. Die jungen Polinnen und Polen sind kosmopolitisch, viele haben eine Weile im Ausland studiert oder gearbeitet und sprechen mehrere Fremdsprachen. Umgekehrt ist es für viele junge Deutsche, Italiener, Spanier oder Engländer heute genauso selbstverständlich, ein oder mehrere Semester in Polen zu studieren oder einfach nur das Land zu erkunden. Die Verständigung ist kein Problem: Klappt sie nicht auf Polnisch, dann eben auf Englisch. Und gemeinsame Themen finden sich immer: Musik, Mode, Filme – oder die Liebe.
Ausländische Gäste lassen sich von der Lebenslust der jungen Polinnen und Polen anstecken – und entdecken schnell die angesagten Locations. Man trifft sich abends auf den schönsten Plätzen oder am Flussufer, genießt die Sommertage im Freien, zieht später durch die Klubs und Diskotheken. „Klabbing“ – der Gang von Klub zu Klub ist eine Art Volkssport der jungen Polen. International bekannte DJs legen auch in Warszawa (Warschau) oder Krakau auf, bekannte Bands und Musiker planen Polen auf ihren Konzerttourneen ein. Doch ebenso spannend sind Konzerte polnischer Musiker – auch wenn man selbst die Texte nicht auf Anhieb mitsingen kann.
Zu den beliebtesten Städtereisezielen junger Leute zählt Krakau. Hier trifft man sich abends vor allem im ehemals jüdischen Viertel Kazimierz. Rund um den Plac Nowy reihen sich Kneipen und Klubs aneinander. Bekannt ist zum Beispiel das „Alchemia“ mit seinen liebevoll eingerichteten Themenräumen. (www.alchemia.com.pl) In der ehemaligen Reinigung verbreiten Kerzen eine schummrige Atmosphäre. Im „Singer“ sitzt man an alten Nähmaschinentischen. Im Klub „Cocon“, ein paar Straßen weiter, drängt sich die Gay-Szene am Wochenende zu Diskomusik auf der Tanzfläche. (www.klub-cocon.pl)
Wer Touristenviertel sonst eher meidet, wird begeistert davon sein, dass es auch in den Kellergewölben der Krakauer Altstadt jede Menge Bars und Klubs abseits des Mainstreams gibt. Und wer sich als Trendsetter sieht, geht über die Weichsel in den Stadtteil Podgórze, wo neue Kneipen und Klubs entstehen. Auch die Weichselufer erfreuen sich immer größerer Beliebtheit bei Nachtschwärmern. Hier entstand einer der größten Beachclubs, Plaża Kraków, wo man aus dem Pool oder von den Liegewiesen den Blick über den Fluss auf das Wawelschloss genießen und bis spät in die Nacht feiern kann. (www.plazakrakow.com)
Nicht nur in den Sommermonaten zählt das Seebad Sopot (Zoppot) zu den beliebtesten Hot-Spots für junge Partygänger. An der Promenade beiderseits der Seebrücke und in der berühmten Fußgängerzone ulica Bohaterów Monte Cassino ist das Vergnügungsangebot groß. Das im Stil einer Tatra-Hütte erbaute „Koliba“ verwandelt sich nachts von einem ganz gewöhnlichen Restaurant in einen der angesagten Klubs. (www.koliba.pl) Die Schönen der Nacht trifft man im „Unique-Klub“, Hipster fühlen sich in „Spółdzielnia Literacka“ wohl. (www.uniqueclub.pl, www.spoldzielnialiteracka.pl) Vor oder nach der Party chillt man am endlos langen Sandstrand.
Action ohne Ende
Auch andere Ostseebäder wie Łeba (Leba) oder Międzydroje (Misdroy) ziehen in den Sommermonaten scharenweise junge Leute an, die sich bei Tage am Strand vergnügen und abends ausgehen möchten. Die Campingplätze auf der schmalen Halbinsel Hel sind das bevorzugte Ziel der Kiter. Die Danziger Bucht vor Hel zählt zu den besten Kitesurf-Revieren in ganz Europa. Das flache, meist ruhige Wasser und der sandige Boden schaffen ideale Bedingungen, um diesen Sport zu erlernen. Zahlreiche Kiteschulen bieten dabei ihre Hilfe an.
Auf der Czarna-Hańcza-Route kann man gemächlich im Kajak durch die einsamen Naturlandschaften im Nordosten Polens paddeln. Mehr Adrenalinausstoß verspricht eine Tour auf dem Fluss Łupawa, der zwar durch das pommersche Flachland fließt, aber stellenweise eher einem reißenden Gebirgsbach gleicht. Für Biker gibt es viele Strecken von gemütlich bis extrem. Zu einem Dorado für Mountainbiker hat sich der Ferienort Szklarska Poręba (Schreiberhau) in Niederschlesien entwickelt. Rund 500 km lange Routen führen von hier durch das Iser- und Riesengebirge und jedes Jahr im August trifft man sich zum Festival Bike-Action. (www.festiwalrowerowy.pl)
Wer gerne klettert, ist im Kalksteingebirge zwischen Krakau und Częstochowa (Tschenstochau) bestens aufgehoben. Neben leichten Routen für Anfänger bietet das Krakau-Tschenstochauer Jura einige der schwierigsten Kletterwege des Landes. Ski- und Snowboardfans finden in den Bergen im Süden Polens ein breites Betätigungsfeld. Wer die Wintersportzentren meiden möchte, kann zum Beispiel mit Schneeschuhen auf den Spuren von Wölfen und Bären durch die einsame Bergwelt der Bieszczady wandern und beim Snow-Kiten oder auf Langlaufskiern die märchenhafte masurische Winterlandschaft erkunden.
Woodstock in Polen
Der Sommer ist die Zeit der großen Open-Air-Festivals. Eines der größten in Europa findet jedes Jahr in Kostrzyn (Küstrin) an der deutsch-polnischen Grenze statt. Anfang August verwandelt sich ein ehemaliger Truppenübungsplatz am Rande der Kleinstadt in die „Haltestelle Woodstock“ (Przystanek Woodstock). Bis zu 400.000 junge Leute aus ganz Europa treffen sich hier bei freiem Eintritt. Auf zwei Bühnen treten Nachwuchsbands aber auch weltbekannte Musiker auf. Das Festival wird von einer gemeinnützigen Organisation veranstaltet, die jedes Jahr um die Weihnachtszeit die größte Spendenaktion des Landes organisiert, und ist auch ein kleines Dankeschön für die vielen freiwilligen Helfer, die Geld für Kinderkrankenhäuser in Polen sammeln. (www.haltestelle-woodstock.de)