Sanktuarien und Kultstätten
Religion nimmt im Leben vieler Polen immer noch einen hohen Stellenwert ein. 87 Prozent der Bevölkerung sind katholischen Glaubens, es gibt aber auch orthodoxe Christen, Protestanten, Zeugen Jehovas, Muslime und andere Glaubensrichtungen. Sie haben alle ihre Heiligtümer und Wallfahrtsorte in Polen.
Seit Jahrhunderten ist Częstochowa (Tschenstochau) das Zentrum des katholischen Polen. Das Paulinerkloster auf dem Berg Jasna Góra wurde im 14. Jahrhundert gegründet. In der Marien-Kappelle befindet sich sein wertvollster Schatz. Die Ikone der „Schwarzen Madonna“ ist das wichtigste religiöse Heiligtum Polens. Dem Bild werden wundertätige Kräfte zugesprochen, so soll es das Kloster 1655 während einer monatelangen Belagerung vor der Einnahme durch das mächtige schwedische Heer bewahrt haben. (www.jasnagora.pl)
Als Landespatronin ist die Muttergottes für Polen von besonderer Bedeutung. Im ganzen Land gibt es Hunderte von Mariensanktuarien. Zu den wichtigsten und schönsten zählen Święta Lipka (Heiligelinde), Gietrzwałd (Dietrichswalde) und Leżajsk. Ganz neu und modern ist Polens größte Kirche. Die Basilika in Licheń Stary birgt die Marien-Ikone der Schmerzensreichen Königin Polens. (www.lichen.pl)
Eine wichtige Rolle im Glaubenstourismus spielt das Erbe Karol Wojtyłas. Der spätere Papst Johannes Paul II. war schon in jungen Jahren ein begeisterter Wanderer. Heute gibt es zahlreiche Wallfahrtsrouten, die sich auf seinen Spuren bewegen. Unweit von seiner Heimatstadt Wadowice befindet sich eines der wichtigsten Heiligtümer Polens. Der Kalvarienberg Kalwaria Zebrzydowska aus dem 17. Jahrhundert hat es mit seinen 42 Stationen des Leidensweges Christi und des Marienweges sogar auf die UNESCO-Liste des Welterbes geschafft. (www.kalwaria.eu)
Orthodoxe Christen leben vor allem in den östlichen Woiwodschaften. Über Jahrhunderte entstand dort eine Vielzahl religiöser Stätten. Die wichtigste unter ihnen ist der Heilige Berg Grabarka in der Woiwodschaft Podlasie (Podlachien). In der Cerkiew Przemienienia Pańskiego (Kirche der Transfiguration Christi) wird bis heute der Christerlöser-Kult gepflegt. Das Gotteshaus ist umgeben von zahllosen Büßerkreuzen. (www.grabarka.pl)
Vor ihrer Vernichtung im Zweiten Weltkrieg machten Juden zehn Prozent der damaligen Gesamtbevölkerung aus. Die meisten ihrer Synagogen und Friedhöfe wurden zerstört. Zu den bedeutendsten Zentren jüdischer Kultur in Polen gehört das Viertel Kazmierz in Kraków, wo heute noch sieben Synagogen existieren und jedes Jahr im Sommer das größte jüdische Kulturfestival veranstaltet wird. (www.krakow.pl) Zu den schönsten jüdischen Gotteshäusern im Land zählt die klassizistische Synagoge zum Weißen Storch im Zentrum von Wrocław (Breslau).
Auf eine jahrhundertelange Tradition blicken die polnischen Tataren zurück. Die Minderheit aus dem polnisch-litauischen Grenzgebiet hat ihre größte Moschee in Gdańsk (Danzig). Als einziges islamisches Gotteshaus in Polen verfügt sie über ein Minarett. Wichtig sind die beiden letzten authentischen Tatarendörfer Bohoniki und Kruszyniany mit ihren hölzernen Moscheen und den im 17. Jahrhundert angelegten Friedhöfen.